In Cahals neuestem Roman steht der Held der Nefilim KI Buchreihe im Vordergrund.
Die Handlung spielt unbestimmte Zeit nach den Ereignissen von NKI, als Iason sich dazu entschlossen hat, wieder seinen eigenen Weg zu gehen. Diese Entscheidung hat sich bereits im Laufe der Buchreihe abgezeichnet, dürfte für Fans der Reihe also keine Überraschung sein.
Was treibt Iason an?
Er hat einen langen Weg hinter sich und ist mehr oder minder freiwillig zum Mitverursacher der Umwälzungen in der mittlerweile gestürzten Claifex geworden. Da Umwälzungen dieser Größenordnung auch immer negative Folgen für Beteiligte haben, wird ihm neben seiner Leistung als Befreier auch immer wieder vorgeworfen, ein Verbrecher oder Terrorist zu sein. Iason ist dieser Vorwürfe müde, hat sich zu oft als Schachfigur gefühlt, hat aber auch ein zu großes Gewissen, um seine Schuld zu leugnen. Einerseits strebt er nach einem Leben, das er vermisst, eine einfachere Existenz, andererseits lässt er sich immer noch in die Verantwortung nehmen, um sein Schuldgefühl zu verringern. In Reons Zorn begleitet ihn dieses Dilemma.
Doch es geht um mehr!
Eine fantastische Technologie, die langfristig das Gesicht der noch jungen VerWel verändern wird, scheint in greifbarer Nähe. Reon, der Eigner des Forschungsschiffes, auf dem Iason unter falschem Namen anheuert, versucht den größten Gewinn aus der Situation zu ziehen. Ein gefährliches Spiel, denn auch die Großen Drei sind ihm auf die Schliche gekommen und entsenden ein Schiff voller Schwarzkutten, den Geheimagenten der Partik. Sie stehen unter der Führung von Brekka, die ein besonderes Augenmerk auf Iason gerichtet hat.
Iasons Lage könnte kaum schlechter sein.
Er erkennt bald, dass die Dinge an Bord von »Reons Zorn« nicht so stehen, wie es den Anschein hat. Agenten haben sich eingeschlichen, ein weiteres fremdes Schiff folgt und die Ausgrabungen gleichen militärischen Bodenmissionen, bei denen sich Kapitänin Loell auf Iason Spyridon aka Ian Slater verlässt.
Reon, der sich an Bord befindet, aber jeglichen Kontakt zur Mannschaft vermeidet, wird von Iason gesucht. Er will den Eigner des Schiffes, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, zur Rede stellen. Doch wo steckt der scheue Mensch?
Cahal im Interview zu »Reons Zorn«:
»Warum ein Spin-off mit Iason Spyridon?«
»Nefilim KI hat sich als Buchreihe dank des Interesses der Leser und Fans weit entwickelt. Weit über eine Million geschriebener Wörter in 24 Bänden! Und das NKI-Universum ist auch noch mit dem Kabal-Universum verknüpft, eigentlich ist es sogar das gleiche Erzähluniversum, wo die Vergangenheit (NKI) die Zukunft bestimmt (Kabal) – irre komplex, aber auch ein Riesenspaß! Die Verkaufszahlen bewegen sich im sechsstelligen Bereich, also gefällt es auch den Lesern. Klingt viel, ist es aber nicht – wir NKI- und Kabal-Fans sind eine eher kleine und erlesene Schar, was ich toll finde. Ich habe Kontakt zu meinen Lesern, was mir super gut gefällt. Daher bekomme ich auch mit, was ihnen nicht so gefällt. Das Problem bei einem derartig gewachsenen Erzähluniversum mit komplexer Handlung ist, dass man zu viele Dinge im Kopf behalten muss – das hemmt dann aufgrund der fortlaufenden Handlung schon mal die Lesefreude, wie mir meine Leser mitteilen. Dennoch wollen sie mehr! Ich muss gestehen, dass ich inzwischen selbst oft auf eine Offline-Wiki mit ein paar hundert Einträgen zurückgreife, wenn ich einen neuen NKI-Roman schreibe. Ich hatte zwischendrin sogar schon eine liebe Seele, die mir beim Erstellen der Artikel unter die Arme griff. Das Universum ist groß und wunderschön und ich liebe es, aber die fortlaufende Handlung ist eine Herausforderung, sowohl für die Leser als auch für mich. Warum ein Spin-off? Es ist ein Ausblick auf die Zukunft nach Nefilim KI. Ich will Iason weitere Abenteuer erleben lassen, aber es wird Zeit, sich von Nefilim KI zu verabschieden.
»Was war die größte Herausforderung beim Schreiben?«
»Ich habe mir Zeit gelassen, um dieses Buch zu schreiben, über ein halbes Jahr. Das ist lang für den Umfang, jedenfalls für mein Empfinden. Die größte Herausforderung lag in der notwendigen Distanz zu Nefilim KI, die ich einfach nicht finden konnte. Ich schrieb Iasons Handlung in der Ich-Perspektive, wie es bei NKI üblich ist. Beim Schreiben lief zunächst alles wunderbar, geradezu routinemäßig glatt. Zu glatt. Dann spürte ich, dass Iason in jedem Kapitel langatmige Introspektiven zeigte. Er haderte ständig mit dem Schicksal und ich fing an, mit dem Manuskript zu hadern. Ich schrieb dennoch weiter, immer weiter. Das Manuskript wuchs auf fast 200 Seiten und ich hasste es mittlerweile.«
»Wolltest du das Projekt aufgeben?«
»Nein. Ich war nur absolut nicht zufrieden damit. Morgens unter der Dusche kam mir dann die Erkenntnis: Die Erzählperspektive ist falsch! Ich setzte mich an das Manuskript, wollte es überarbeiten, doch zuvor gab ich es Blake zu lesen. Sie war meiner Meinung: zu viel Innenschau. Iason musste seinen Kopf aus seinem Hintern ziehen. Ich schrieb die ersten Seiten mit ähnlicher Handlung komplett neu. Die geänderte Erzählperspektive machte mir sofort viel mehr Spaß. Ich konnte meinen Helden noch mal aus einem anderen Winkel erleben und überlegen, wie er auf andere wirkte. Das war großartig! Ich entwarf ein neues Exposee, schrieb Charakterstudien und skizzierte Fraktionen. Auch »Reons Zorn«, das Forschungsschiff entwickelte ich in Ruhe. Dann setzte ich mich hin und begann wieder von vorn – das alte Manuskript verwarf ich.
»Was denkst du jetzt darüber?«
»Es war am Anfang ein langer und harter Kampf, aber ich bin sehr zufrieden mit dem Roman und habe es regelrecht genossen, das Ende zu schreiben, weil es mir so gut gefällt. Ich hatte Gelegenheit, Liebe zum Detail hineinzustecken, was für beinahe jeden Schriftsteller das Beste am Schreiben ist. Mir gefällt das spannende Setting mit den Agenten und Iason, der unter falschem Namen agiert. Nun bin ich gespannt, was die Leser davon halten …«
»Wird es weitere Romane wie diesen geben?«
»Wenn es den Lesern gefällt und das Interesse stimmt – warum nicht? Ich mag Iason Spyridon. Meinetwegen kann er noch viele Abenteuer erleben! Reons Zorn ist so geschrieben, dass jeder Leser direkt einsteigen kann. Man muss Nefilim KI nicht gelesen haben, um den Roman zu genießen. Wenn es weitere Romane dieser Art gibt, werden sie keine Reihenfolge oder fortlaufende Handlung haben, sondern jeweils mit abgeschlossener Handlung für sich stehen. In diesem Sinne kann ich mir sehr gut weitere Romane vorstellen.«