Über Helden …

Was macht einen Helden aus?

Die Frage, die uns alle irgendwann einmal beschäftigt hat (vielleicht auch erst gerade jetzt), beschäftigt uns bei Weltenbrunnen jeden Tag. Helden gibt es in tausend Gestalten, wie Joseph Campbell in »Der Heros in tausend Gestalten« erkannt hat, doch was genau übt diese große Faszination aus, die allen unseren Helden zugrunde liegt?

Ist der Held oder die Heldin ein Wunschbild unseres Selbst?

Möchten wir in ihm oder ihr diejenigen Charakterzüge verwirklicht sehen, die uns selbst fehlen? Mut, Kraft, Schönheit, Intelligenz, Schlagfertigkeit (mit Worten und Fäusten) … all das besitzen wir selbst, doch nicht immer in dem Maße, wie es unsere Helden und Heldinnen tun.

Doch Helden sind mehr als projizierte Wunschträume, sie sind auch Hoffnungsträger.

Unsere liebsten Helden (ver-)zweifeln an sich selbst, an ihrem Tun, doch sie kämpfen sich durch, gegen alle Widrigkeiten, manchmal auch gegen sich selbst. Indem wir ihre Kämpfe, ihr Leiden, ihre Niederschläge und auch ihre Triumphe miterleben, schöpfen wir neue Hoffnung. Hoffnung, die uns Kraft gibt, in einer Welt, die zu viele aufgeblasene Scheinhelden und übermächtige Schurken beherbergt. Wir begegnen ihnen täglich: im kleinen Rahmen in den sozialen Netzwerken, im großen Rahmen in den internationalen Nachrichten.

Und echte Helden?

Eigentlich gibt es sie nicht, denn Helden sind ein Symbol. Sie symbolisieren eine Kraft, die in uns allen steckt, die wir in manchen Aspekten unseres Lebens alle erleben oder aufrufen – manche, wenn sie Leben retten, andere, wenn sie einfach nur morgens aufstehen. Held ist, wer Hindernisse oder sich selbst überwindet. Held ist, wer seiner Angst mit Mut begegnet. Held ist, wer weitermacht, wenn andere aufgeben. Held ist, wer nicht nur an sich selbst denkt.

Sind Helden in Romanen Trugbilder?

Warum dann (Super-)Helden erschaffen? Was macht unsere Lieblingshelden zu unseren Lieblingshelden? Das sind Fragen, die wir alle mit einer Vielzahl von Gedanken und Ideen beantworten: Elric von Melnibonés Tragik, Harry Dresdens Unerschütterlichkeit, Philip Marlowes Sinn für Gerechtigkeit, Paul Atreides‘ Schlagfertigkeit, Conans Kraft, Samweis Gamdschies Loyalität, Sherlock Holmes‘ Beobachtungsgabe … alle diese Eigenschaften repräsentieren etwas, über das wir selbst auch verfügen – wenn auch in anderem Maße. Wahre Helden sind also auch Repräsentanten einer universellen Wahrheit.

Helden sind Vorbild und Inspiration.

Manchmal wünschen wir uns einfach, dass wir so sind, wie unsere Helden. In einem solchen Falle dienen sie uns als Vorbild, als Inspiration für unsere eigene Geschichte, für unser Streben nach dem, was am Horizont liegt. Indem wir unsere Helden beobachten, ihren Werdegang im Streben und Leiden, erkennen wir uns selbst. Sind sie unser Vorbild, werden wir ein bisschen wie sie.

Doch Helden haben auch Schwächen.

Manchmal sind es gerade die Schwächen, die einen Helden auszeichnen. Auch in diesen erkennen wir uns selbst. Indem wir unsere Helden in ihrem Leid und Schicksal, in ihren schwächsten Augenblicken beobachten, schöpfen wir Kraft für unsere eigenen Tiefpunkte. Wie der Held werden auch wir uns wieder erheben und die Hindernisse überwinden oder einen anderen Weg finden.

Jeder Held macht eine Reise.

Die Reise des Helden ist etwas Universelles, das alle menschlichen Kulturen und Verhaltensweisen weltweit verbindet. Sie liegt in unseren Genen, in unseren Mythen und Erzählungen, sie macht einen Teil unserer Identität als Menschen aus, sie hebt uns vermutlich von anderen intelligenten Geschöpfen ab, die irgendwo da draußen existieren. Indem wir unseren Helden und Heldinnen in ihren Geschichten folgen, setzen wir eine uralte Tradition fort, die schon unsere Vorfahren gepflegt haben, als es wenig mehr als gesprochene Worte und Fantasie gab, um ihnen Ausdruck zu verleihen.

Was macht also einen Helden aus?

Helden sind keine Schurken. Helden wissen instinktiv, was richtig ist und was nicht. Und wenn sie sich irren, wenn sie ihre Fehler erkennen und zugeben, können sogar Schurken zu Helden werden. An unseren Helden bemessen wir unsere eigenen Taten und das Handeln anderer. Einen Helden macht aus, was uns persönlich am meisten bewegt: Helden sind unsere Spiegelbilder.

Also, geht raus und seid Helden!